Hamburger Abendblatt: “Betörendes Musizieren voller Wehmut in der Elbphilharmonie”

AmirAcclaim, News

Noa Wildschut, violinist

On 25 March 2025 Noa performed Clara Schumann’s Three Romances for Violin and Piano, Op. 22, Brahms’s Violin Sonata No. 1 in G major, Op. 78, “Regensonate”, Enescu’s Sonata No. 3 in A minor for violin and piano, Op. 25, “dans le caractère populaire roumain”, and Schoenfield’s Four Souvenirs for Violin and Piano with Elisabeth Brauß, piano, at the Elbphilharmonie in Hamburg, Germany.

Review from Hamburger Abendblatt (26/03/2025):

Hamburg. Geigerin Noa Wildschut und Pianistin Elisabeth Brauß belauschen Clara Schumann und Johannes Brahms. Und wirken dabei so unglaublich jung.

Wie aus einem tiefen Traum steigt die Klavierlinie auf, bahnt sich zögernd ihren Weg nach oben. Die Geige mischt ein kleines Motiv dazu, es ist kaum mehr als ein Seufzer. Das ist der Stoff, aus dem Clara Schumann ihre „Drei Romanzen“ gemacht hat: fast durchscheinend, voller Empfindung und ohne Pathos.

Und so spielen die Geigerin Noa Wildschut und die Pianistin Elisabeth Brauß sie auch. Schon 2020 waren die Niederländerin und die Hannoveranerin als „Rising Stars“ beim gleichnamigen Festival im Kleinen Saal der Elbphilharmonie, nun sind sie in der Reihe „Fast Lane“ am selben Ort zurück, beide mit einer so sichtlichen Freude am gemeinsamen Musizieren, dass sie schon deshalb unglaublich jung wirken. So gar nicht abgebrüht. Dem Moment hingegeben. Und das auf einem schwindelerregenden instrumentalen Niveau.

Elbphilharmonie in Hamburg: Kann diese Pianistin auch Forte spielen?

Wenn Clara Schumann und Johannes Brahms in einem Programm auftauchen, muss ihre besondere Beziehung natürlich erwähnt werden. Wie weit die ging, weiß keiner wirklich. Aber es ist anrührend, wie der 14 Jahre jüngere Brahms in seiner ersten Violinsonate G-Dur an die Klangwelt von Claras Romanzen anknüpft. Und es ist einfach betörend, wie sensibel und nuancenreich Wildschut und Brauß dieses lyrische Werk ausleuchten. Bei all den Piano-Facetten könnte man sich fast fragen, ob Brauß auch Forte kann?

Geigerin Noa Wildschut und Pianistin Elisabeth Brauß harmonieren im Kleinen Saal perfekt.

Sie kann. Das führen die beiden nach der Pause vor. „Moin!“, begrüßt Wildschut das zwar nicht große, aber hochkonzentrierte Publikum und erklärt dann auf Englisch, dass sie nun den Hebel umlegen werden. Was sie dann auch tun. George Enescus Sonate Nr. 3 a-Moll ist im Charakter rumänischer Volksmusik geschrieben.

Mal stampft und splittert es, dann wieder formt Wildschut auf ihrer phänomenalen Guarneri-Geige auch graziöse Arabesken, in denen die Zeit aufgehoben scheint. Enescu war selbst ein international gefragter Geiger, aber diese Sonate stellt keine Akrobatik aus, sondern nutzt die Möglichkeit des Instruments für eine hinreißende klangliche Vielfalt.

Zum Schluss servieren sie „Four Souvenirs“ des Amerikaners Paul Schoenfeld, ein hochvirtuoses, intelligentes Amalgam von Jazz und klassischer Kompositionsweise. Ein Riesenspaß für alle, großer Jubel im Kleinen Saal. Und als Betthupferl gibt es noch eine Bearbeitung des Lieds „Wie Melodien zieht es mir leise durch den Sinn“ von Brahms. Das ist voller Wehmut. Warum wohl.

Verena Fischer-Zernin

Source: https://www.abendblatt.de/hamburg/kultur/article408636351/betoerendes-musizieren-voller-wehmut-in-der-elbphilharmonie.html

Photo credit: Carolin Windel