Cul-tu-re: “Noa Wildschut outshines a truly excellent orchestra”

AmirAcclaim, News

On 10 March 2025 Noa performed Mendelssohn’s Violin Concerto in E minor, Op. 64, MWV O 14 with Württembergische Philharmonie Reutlingen, conducted by Ariane Matiakh, at the Stadthalle Reutlingen in Reutlingen, Germany.

Excerpt from Cul-tu-re (11/03/2025):

Beim 5. Sinfoniekonzert der Württembergischen Philharmonie in der Reutlinger Stadthalle überstrahlt die Violinsolistin Noa Wildschut ein ganz ausgezeichnetes Orchester

REUTLINGEN. Wer immer diese junge holländische Violinsolistin für das 5. Sinfoniekonzert der Württembergischen Philharmonie in der fast ausverkauften Reutlinger Stadthalle gefunden hat – vielleicht war es Chefdirigentin Ariane Matiakh selber: Das war eine ganz wunderbare Entdeckung. Um Mendelssohns Violinkonzert mit Solistin Noa Wildschut herum ging es an diesem Montagabend mit Hector Berlioz und Richard Strauss um Orchesterklang und Orchesterfarbe, mit sehr eindrücklichen Ergebnissen.

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Beeindruckend war gleich schon, welch elegante Erscheinung da im blauen Abendkleid für Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert e-Moll, einen kanonischen Klassiker des Genres, die Bühne betrat. Aber gleich mit den ersten Takten der langsamen Einleitung trat alles Äußerliche völlig in den Hintergrund: Sehr schlank, sehr legato, dabei sehr direkt, klar und bestimmt stellte die 23-jährige Noa Wildschut – Tochter zweier niederländischer Profi-Streicher und von Anne Sophie Mutter früh gefördert – das Thema in den Raum.

Anti-romantisch wäre der völlig falsche Begriff. Aber was Noa Wildschut alle dreieinhalb Sätze hindurch kultivierte, war jedem Kitsch, jeder Gefühlsduselei, allem pastosen Malen in Öl, jeder äußerlichen Rhetorik total abhold. Dabei fehlte es (bei einem sehr gezielt ausgewählten Unterarm-Vibrato) keineswegs an aller Agogik von ausgeprägtem Verdichten, Straffen, Bremsen, ausgekosteten Pausen, ungemein sensibel getragen von einem höchst aufmerksamen Orchester unter der souveränen Supervision der Dirigentin.

Nora Wildschuts Ton ist von strahlender Klarheit und besonders in den unteren Lagen von ergreifender Intensität. Die Läufe treten selbst im Piano allein durch ihre Präzision aus dem Orchesterklang hervor, von geschmackssicheren Impulsen auf die Reise geschickt. Glasklar und völlig ausgewogen auch die Doppelgriffe und die Arpeggien, keinerlei bloß demonstratives Vorführen von Virtuosität. Der dichte Strich gab ihrem Spiel im bevorzugten Legato etwas geradezu Erhabenes, Majestätisches, besonders in der Kadenz.

Aber auch die schlichte, liedhafte Melodik des langsamen Satzes wusste Noa Wildschut in tiefe Empfindung zu verdichten. Das Spiccato des tänzerischen Finales hatte nichts von einer Turnübung für die Bogenhand, sondern diente allein der genauen Kontur. Sie wurde gefeiert, ja umjubelt. Und in der Zugabe eines Tangos von Astor Piazzolla, setzte sie dieser disziplinierten Ekstase noch etwas drauf an technischer und musikalischer Clarté.

Martin Bernklau

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Photo credit: Martin Bernklau